DIE REVOLUTION IM ONLINEHANDEL?

Onlineshopping – wer mag es nicht? Die Gründe sind simpel: bequemes Shopping vom Sofa aus, Zugriff auf eine schier unendliche Anzahl an Produkten, einfacher Preisvergleich – und das 24/7! Doch was passiert nach dem Klick auf den “Kauf”-Button? Wir blicken hinter die Kulissen im Onlinehandel.

Heute ist Shopping leichter und bequemer denn je – Internet sei Dank! Immerhin nutzen mehr als 2/3 der Deutschen regelmäßig die Möglichkeit, online einzukaufen. Ob man nun gezielt nach einem Produkt sucht oder einfach in der schier unendlichen Produktauswahl im Netz stöbert, man wird garantiert fündig. Mit nur wenigen Klicks ist der Wunschartikel ausgewählt und bezahlt. Für den Kunden beginnt ab diesem Zeitpunkt das Warten auf den freundlichen Postzusteller.

Wir wollen in unserem Beitrag auf die andere Seite blicken, auf die der Onlineshop-Betreiber. Wie schaffen sie es die Massen an Bestellungen, auch bei einer Großzahl an Bestellungen, zu bewältigen? Das Zauberwort lautet: Dropshipping (oder auch Streckengeschäft genannt).

WAS IST DROPSHIPPING? UND WAS HAT DAS MIT SCHIFFEN ZU TUN?!

Der Begriff Dropshipping ist dabei eine besondere Art des Handels und insbesondere im eCommerce weit verbreitet. Am Prozess des Dropshippings sind folgende Akteure beteiligt:

  • Produkthersteller, ohne ihn würde es logischerweise keine Ware geben
  • Großhändler, stellt das Lager für alle produzierten Produkte des Herstellers zur Verfügung
  • Online-Händler/-Retailer, bietet die Waren in seinem Shop zum Verkauf an

Bestellt nun ein Kunde ein Produkt im Shop, so gibt der Online-Händler den Auftrag zur Lieferung direkt an den Großhändler oder Hersteller weiter, ohne dass dieser selbst in Erscheinung tritt. Die Auslieferung erfolgt dann im Namen des Onlineshops direkt vom Großhändler an den Kunden. Der Online-Händler tritt somit als eine Art Vermittler zwischen Endkunde und Großhändler auf und stellt lediglich die Plattform für die Produkte zur Verfügung. Dropshipping kann also als eine Logistik-Dienstleistung des Großhändlers verstanden werden. Ach ja, da wäre noch die Sache mit den Schiffen. Nein, also mit Schiffen hat das tatsächlich nicht so viel zu tun.

DABEI SOLLTEST DU FOLGENDES BEACHTEN:

Grundsätzlich gibt es beim Dropshipping keine wesentlichen Unterschiede zu den normalen Handelskonditionen. Der Verkäufer kauft beim Großhändler zu den vereinbarten Konditionen, Zahlungsweg und etwaige Rabattkonditionen werden dabei klassisch zwischen den beiden Unternehmen verhandelt. Einziger Unterschied besteht darin, dass der Versand direkt an den Käufer geht und die Rechnung gesondert an den Händler gestellt wird. Der Großhändler bleibt also außen vor, wenn es um die Kundenbestellung geht und tritt lediglich als Versender der Ware auf. Reklamiert oder widerruft der Kunde nun seine Bestellung, muss der Shopbetreiber sich um die Rückabwicklung kümmern.

WELCHE VORTEILE BIETET DROPSHIPPING?

Für Unternehmen, die gerade erst mit ihrem eCommerce angefangen haben, bietet das Dropshipping durchaus einige Vorteile. Da der Händler kein eigenes Lager unterhalten muss, hat er dadurch natürlich auch weniger Kosten was sich auf das Startkapital positiv auswirkt. Das Produktsortiment lässt sich in kürzester Zeit schnell vergrößern, da die Produkte lediglich beim Hersteller/Großhändler gekauft, aber nicht abgeholt werden müssen. Auch die Bandbreite an angebotenen Produkten lässt sich flexibel gestalten, sodass man als Shop-Betreiber auf Marktveränderungen oder Kundenwünsche schnell reagieren kann, ohne Angst haben zu müssen, dass man auf “Ladenhüter” sitzen bleibt. Die Vorteile nochmal in der Zusammenfassung:

  • niedrige Anfangskosten
  • geringe laufende Kosten, da kein eigenes Lager
  • großes Produktsortiment möglich
  • praktische Möglichkeit, um neue Produkte zu testen

NACHTEILE DES DROPSHIPPINGS

Auch wenn sich die Vorteile des Dropshippings noch so gut anhören, sie ist dennoch kein Goldesel und bringt auch einige Nachteile mit sich. Der größte Nachteil ist dabei der geringe Einfluss auf die Zufriedenheit der Kunden durch den Shop-Betreiber. Verzögert sich der Versand oder dauert dieser zu lange, ist das Produkt beschädigt oder kommt im Worst Case gar nicht erst beim Endkunden an, fällt das in jedem Fall auf den Onlineshop zurück. Hinzu kommt, dass man durch die dezentrale Lagerung auch den Warenbestand in der Regel nicht oder nur schwer kontrollieren kann. Unzufriedene Kunden und dementsprechend wütende Anfragen beim Kundensupport garantiert. Für etwaige Retouren muss der Shop-Betreiber dennoch ein kleines Lager unterhalten, da diese in den seltensten Fällen vom Hersteller/Großhändler bearbeitet werden. Zugegeben, auch im klassischen eCommerce ist man als Händler vor solchen Komplikationen nicht geschützt, hat hier dennoch mehr Handlungsspielraum und Möglichkeiten zur Problemlösung.

Führt man Produkte von verschiedenen Herstellern/Großhändlern in seinem Sortiment, kann es an der Kasse für den Kunden gut und gerne eine unerfreuliche Nachricht geben: die Versandkosten. Entscheidet sich der Kunde für mehrere Produkte von unterschiedlichen Herstellern, können sich die Versandkosten schnell addieren und man läuft Gefahr, dass sich der Kunde an der Kasse doch noch um entscheidet. Hier kommen wir auch zum nächsten Nachteil: die Gewinnspanne. Für den Shop-Betreiber stellt sich nun die Frage: Soll der Kunde die Versandkosten selbst tragen oder beteiligt man sich an den Kosten? Die Bearbeitungskosten des Großhändlers wollen auch bezahlt werden und somit schrumpft die Marge deutlich.

DROPSHIPPING IST NICHT GLEICH DROPSHIPPING

Der Händler verkauft, der Großhändler oder Hersteller versendet. So lässt sich das Prinzip des Dropshippings eigentlich kurz und treffend beschreiben. Dabei lassen sich zwei gängige Formen unterscheiden: der Versand aus dem Großhandelslager und der Versand aus dem Konsignationslager. In keinem Fall sind diese Ansätze jedoch mit dem Kommissionsgeschäft zu vergleichen, da hier der Onlinehändler Ware auf fremde Rechnung verkauft. Wird eine Bestellung aufgegeben, erhält der Shopbetreiber eine entsprechende Provision für den Verkauf. Mit Dropshipping hat dies allerdings nicht wirklich was zu tun. Wir wollen uns daher zwei Varianten näher anschauen, die dem eigentlichen Dropshipping am ehesten entsprechen.

FULFILLMENT AUS DEM GROSSHANDELSLAGER

Hierbei kommt das Prinzip des wohl bekanntesten Werbehinweises zu tragen: Nur solange der Vorrat reicht! Dem Onlinehändler steht dabei das gesamte Produkt-Portfolio des Großhändlers zur Verfügung. Soweit, so gut. Sobald das Produkt beim Großhändler nicht mehr vorrätig ist, kann es auch nicht mehr an den Kunden verschickt werden und die Bestellung kann vorerst nicht ausgeführt werden. Das ist natürlich nicht nur ärgerlich für den Kunden sondern oft auch für den Shop-Betreiber, da dies nicht selten eine Stornierung der Bestellung nach sich zieht. In den seltensten Fällen weiß der Onlinehändler zu jedem Zeitpunkt, wie viel Stück eines Produkts beim Großhändler noch auf Lager ist. Der Grund dafür besteht darin, dass der Großhändler in aller Regel auch weitere Unternehmen beliefert die auf denselben Warenbestand Zugriff haben. Dem Shop-Betreiber bleibt dabei meist nur eine Option, die zu erheblichen Mehrkosten führen kann: sich selbst um die Beschaffung und den Versand kümmern.

FULFILLMENT AUS DEM KONSIGNATIONSLAGER

Die deutlich sicherere Variante für den Onlinehändler bietet das sogenannte Konsignationslager. Um keine bösen Überraschungen beim Warenbestand zu erleben wird für den Retailer ein eigenes, exklusives Lager im Zentrallager des Großhändlers eingerichtet. Die dort vorhandenen Warenbestände muss er sich mit keinem anderen Unternehmen teilen und stehen nur ihm zur Verfügung. Das erleichtert die Planung der Stückzahlen natürlich wesentlich, sodass es auch keine Engpässe beim Versand mehr geben kann. Für einen solchen Service berechnen die Großhändler natürlich eine gewisse Gebühr und nicht selten wird auf eine bestimmte Abnahmemenge bestanden, die der Retailer auf Lager nehmen muss. Das Risiko des Nichtverkaufs und der Ware trägt dabei zu jeder Zeit der Händler selbst.

HERAUSFORDERUNG: RETOUREN, RÜCKSENDUNGEN UND REKLAMATIONEN

Einige Händler mögen uns an dieser Stelle vermutlich heftig nickend zustimmen: Retouren, Rücksendungen oder Reklamationen sind in jedem Fall ärgerlich. Eine besondere Herausforderung stellt die Handhabung der Retouren beim Dropshipping dar. Es müssen dabei einige Entscheidungen getroffen, wie bspw. die Frage an wen die Retoure adressiert werden soll: Händler oder Großhändler? In der Regel geht die Sendung an den Händler, doch was geschieht mit der retournierten Ware? Und was ist, wenn die Bestellung aus mehreren Paketen von unterschiedlichen Lieferanten bestand?

Im Idealfall sollte der Großhändler eine für beide Seiten, also Onlinehändler und Großhändler, vernünftige Lösung für Retouren und Reklamationen anbieten. Der Onlinehändler sollte also stets die Möglichkeit haben den retournierten Artikel wiederum beim Großhändler zu retournieren. Bei Produkten, die in jedem Fall häufig verkauft werden oder bei denen die Verkaufsmarge durch die Rücksendung zu sehr geschmälert werden, kann der Onlinehändler diese im eigenen Lager verstauen. An dieser Stelle kommen wir auch schon zu einem wichtigen Punkt: Dropshipping sollte in den seltensten Fällen als einziges Geschäftsmodell genutzt werden!

NICHT NUR AUF EIN PFERD SETZEN!

Prinzipiell ist das Konzept “Dropshipping” durchaus überzeugend und kann eine sehr interessante Idee sein. Wir selbst nutzen dieses Handelsmodell für unsere Kundenbindungsprogramme und können eigentlich nur Positives berichten. Allerdings wollen wir diese Methode nicht uneingeschränkt empfehlen um darauf sein komplettes Geschäftsmodell aufzubauen. Immerhin begibt man sich dadurch vollständig in die Hände des Großhändlers. Insbesondere wenn man mehrere Lager dieser Art für sein Unternehmen nutzt, steigt das Risiko deutlich, denn: die einzelnen Versandzeiten lassen sich nicht oder teils nur sehr schwer kontrollieren und auch die Lagerbestände können zu einem unberechenbaren Faktor werden.

Unser Tipp: insbesondere angehende Onlinehändler sollten nicht ausschließlich auf Dropshipping setzen, sondern eine Mischung aus eigenem Sortiment mit eigenem Lager und Versand in Betracht ziehen. Dropshipping sollte insbesondere in der Anfangszeit lediglich als Ergänzung zum eigenen Sortiment verwendet werden und auch dann nur für eine überschaubare Anzahl an Produkten.

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